Innen und Aussen

Wir sollten uns zweifellos um die Übereinstimmung von Innen und Aussen bemühen. Anders wird das Aussen zum falschen Schein, zur Täuschung, ja zur Lüge. - Oder liegt in dieser vielleicht allzu naheliegenden Überlegung selbst schon wieder ein falscher Schein, der zu durchschauen wäre? Der Schein, es gäbe etwas HINTER der Erscheinung, was nicht gesehen wird, vielleicht gar unsichtbar ist, aber das einzige wäre, was wirklich zählt? Steckt etwas Falsches, Scheinhaftes am Ende schon in der Unterscheidung von Innen und Aussen selbst? Das Motiv könnte ja sein, dass der angebliche Wert in ein unzugängliches, privates Inneres verlegt wird, das damit nur seine Unfähigkeit verbirgt, sich zu äussern und Gestalt anzunehmen. Gegenüber solcher Innerlichkeit ist das Vorrecht des Aussen als "Äusserung" geltend zu machen. Doch wie wir auch die Unterscheidung selbst problematisieren mögen (auch Goethe hat das bekanntlich getan) - ganz ohne sie können wir wohl schlechterdings nicht auskommen.